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In den Augen der dominanten Kultur und den Meinungen der politischen Kultur spielen Geschichten nur eine untergeordnete Rolle. Im politischen Leben ist Literatur bestenfalls ein emotionales Werkzeug für die Theorie, etwas, um Menschen für eine Sache zu motivieren, oder schlimmer noch, reine Unterhaltung. Geschichten, die erzählt werden, sind lediglich Ereignisse: Dinge, die passieren, wenn Leute sich betrinken, Beispiele zur Veranschaulichung von Prinzipien in Schulungen und aktivistische Street Credibility zum Feilschen, Bewerten und Handeln. Die Vorstellung dahinter ist wohl, dass Geschichten außerhalb des sozialen und politischen Lebens stehen. Wir machen und benutzen sie im Lauf der Dinge, aber nehmen sie nur dann wirklich zur Kenntnis, wenn sie uns helfen, Dinge erledigt zu bekommen.
Geschichten auf diese Weise zu betrachten, wird dem Arbeitsleben jedoch nicht gerecht. Das Leben von Menschen aus der Arbeiter:innenklasse ist gefüllt mit Geschichten, die Menschen jeden Tag über ihre Kämpfe, Perspektiven und Bestrebungen erzählen. Das Leben der Arbeiter:innenklasse ist mit den Geschichten verwoben, die Menschen jeden Tag erzählen. Auf dem Nachhauseweg schwirren sie uns im Kopf herum, wir halten an liebgewonnenen Geschichten fest, teilen andere, und manchmal werden wir so leidenschaftlich, dass wir versuchen, ihnen in Form von Texten, Audios oder Videos neues Leben einzuhauchen. Wir lassen die Ereignisse Revue passieren, wenn wir uns vor der Arbeit einen Kaffee teilen, wenn alte Has:innen rebellische Jugendliche unter ihre Fittiche nehmen, wenn Kolleg:innen sich untereinander trösten, nachdem sie von ihren Chef:innen in der Luft zerrissen wurden, und wenn wir mit unseren Lieben versuchen, unseren Puls nach der Arbeit zu verlangsamen.
Die Erfahrungen der Arbeiter:innenklasse mit dem Erzählen von Geschichten wurden von denjenigen unter uns, die versuchen, sich zu organisieren und eine bessere Gesellschaft aufzubauen, nie ernst genug genommen. Auf einer persönlichen Ebene bietet die Welt des Geschichtenerzählens einen unermesslichen Fundus an Wissen rund um die Bereiche Kultur und Kampfes, mit dem wir uns alle auseinanderzusetzen, zu dem wir beitragen und für das wir ein Verständnis entwickeln sollten. (Besonders wenn wir von der Vorstellung geleitet werden, dass es ganz normale Menschen sein werden, die die Übel der Gesellschaft lösen). Letzten Endes ließe sich auch sagen, dass der Akt des Erzählens unserer Geschichten von Arbeit und Kämpfen an sich zu einer Veränderung von Menschen führen kann.
Das Erzählen einer Geschichte findet nicht im Anschluss an einen Prozess des Denkens und Fühlens statt. Es ist keine Datei, die per Knopfdruck von einem Computer ausgegeben wird. Das Erzählen einer Geschichte ist ein Akt des Reflektierens und Nachdenkens. Das heißt, Geschichten geben nicht einfach wieder, was wir denken; das Erzählen einer Geschichte schafft neue Gedanken und verändert alte. Wir alle haben wohl bereits die Veränderung gespürt, die vonstattengeht, wenn wir anderen Menschen etwas erzählen. Wenn wir in einer Auseinandersetzung mit unseren Liebsten begriffen sind, entdecken wir einen anderen Blickwinkel auf unsere Handlungen, wenn wir uns selbst zuhören, wie wir das Geschehene in Worte fassen. Wenn wir diszipliniert vorgehen, lässt unsere Erinnerung an ein Geschehnis bei der Arbeit Unstimmigkeiten und wohldurchdachte Züge in einem anderen Licht erscheinen. Es liegt etwas Kraftvolles in dem Prozess, wenn jemand, der an einem Kampf teilnimmt, eine Stimme für seine Erfahrungen findet.
Diese Geschichten beziehen sich auf Dinge, die passiert sind, aber ebenso darauf, wie wir sie in Worte fassen. Indem Erinnerungen Leben eingehaucht wird, findet eine imaginative und emotionale Verschiebung statt. Als Leser:in kann uns die Empfindung eines großen Werks mitreißen, uns mit fremden Gefühlen und Motivationen erfüllen und unsere Sicht auf das Mögliche und Notwendige erweitern. Um die Rolle von Geschichten neu zu formulieren, müssen wir diesen Prozess sowohl als Teil der aktiven Teilnahme an sozialen Kämpfen als auch als eine Möglichkeit zur Teilnahme begreifen. Die Transformationen unserer Ideen, Emotionen und unserer Vorstellungskraft, die durch Geschichten geschehen, öffnen den Raum für eine tiefgreifendere Tätigkeit. Die eigene Stimme zu finden, ist ein Schritt auf dem Weg, eine Revolutionärin zu werden.
Recomposition: (Klassen-)Neu-Zusammensetzung
Die folgenden Geschichten stammen aus der Online-Publikation Recomposition oder wurden bei ihr eingereicht.[1] Recomposition ist eine Online-Publikation, die von einem Kreis von Mitgliedern der Industrial Workers of the World (IWW) in den Vereinigten Staaten und Kanada gegründet wurde. Nachdem wir jahrelang (in einigen Fällen mehr als ein Jahrzehnt) innerhalb der IWW zusammengearbeitet hatten, wurden wir Freund:innen und politische Verbündete. Im Laufe der Zeit haben wir eine gemeinsame Sichtweise entwickelt, obgleich diese Sichtweise im Zuge unserer gemeinsamen Kämpfe Wandlungen unterworfen war. Die Website enthält Erzählungen aus der Sicht von Arbeiter:innen, Reflexionen, politische Theorie, Diskussionen über linke Strategie und Geschichte. Wir veröffentlichen auch Texte aus verschiedenen linken Traditionen als Teil eines Dialogs mit anderen Revolutionär:innen, die sich überall auf der Welt organisieren. Wir hoffen, durch die kritische Auseinandersetzung mit dieser Arbeit und den Traditionen dazu beizutragen, das Denken und die Praxis radikaler Organisierung zu vertiefen.
Ab etwa 1999 kam es in der IWW zu einer erneuten Experimentier- und Organisierungswelle. Unter den – von unterschiedlichen Menschen zu unterschiedlichen Zeiten verwendeten – Bezeichnungen Minority Unionism (Minderheitsgewerkschaft), Solidarity Unionism (Solidaritätsgewerkschaft) oder Direct Unionism (Direkte-Aktionen-Gewerkschaft) wehrten sich IWW-Mitglieder an ihren Arbeitsplätzen in den USA und Kanada mit kollektiven direkten Aktionen. Ohne sich auf den mit Fallen gespickten legalistischen Prozess des National Labour Relations Board[2] oder andere staatliche Strukturen zu verlassen. In diesem Prozess gab es innerhalb der IWW hitzige Debatten darüber, was eine Gewerkschaft ist, was es bedeutet, sich zu organisieren, und welche Rolle Revolutionär:innen einnehmen sollten. Die Leute von Recomposition kamen sich durch diese Auseinandersetzungen näher, da wir uns ähnlichen Herausforderungen gegenübersahen, ähnliche Fragen stellten und zu ähnlichen Antworten gelangten, obwohl wir in einigen Fällen durch Tausende von Meilen und sogar nationale Grenzen getrennt waren.
Neben den Erfahrungen und Strömungen in der betrieblichen Organisierung haben wir gemeinsame politische Ideen, Referenzen, Traditionen und Probleme, mit denen wir ringen. Im Großen und Ganzen kommt Recomposition aus einer anarchistisch-kommunistischen Perspektive, die auf gemeinsame Erfahrungen in der IWW zurückgeht. Was das Projekt jedoch einzigartig macht, ist der Grad an Zusammenarbeit und Übereinstimmung, der erreicht wurde, obwohl die Beteiligten von gänzlich unterschiedlichen Punkten aus starteten und einer wilden Mischung von Strömungen entstammen. Die Menschen bei Recomposition beziehen ihre Ideen aus den besten libertär-marxistischen, anarchosyndikalistischen und anarchistischen Schriften. Dank dieser Mischung aus verschiedenen Denkschulen, Phasen und Perspektiven stellt das Projekt vielleicht ein einzigartiges Beispiel für eine Praxis dar, in der konkrete Arbeit und ein entsprechendes Theoriegebäude im Rahmen gemeinsamer Projekte, Publikationen und Aktivitäten zusammengebracht wurden.
Mit der Zeit haben wir begonnen, mehr Geschichten zu veröffentlichen und zu schreiben und unsere Freund:innen und Genoss:innen zu ermutigen, es uns gleichzutun. Daraus ergaben sich für uns weitergehende Fragestellungen zur Bedeutung von Geschichten im Leben und in der politischen Arbeit.
Stimmen der Arbeiter:innenklasse
Der wichtigste Einfluss auf Recomposition und dieses Buch lässt sich auf die Traditionen der Arbeiter:innenklasse in den Vereinigten Staaten zurückführen. Aufgrund ihrer Analyse von Gewerkschaften, Arbeiter:innenkämpfen und Geschichten aus dem Leben der Arbeiter:innenklasse waren die Johnson-Forest-Tendenz (JFT) und Stan Weir grundlegend für das Denken einiger von uns bei Recomposition. Die JFT begann als trotzkistische Fraktion innerhalb der Socialist Workers Party (SWP) in den Vereinigten Staaten, wandelte sich aber in der Mitte des Jahrhunderts in Richtung des libertären Kommunismus und eines differenzierteren Verständnisses von ‚Rasse‘/Ethnizität, Klasse und Geschlecht. Dieser Wandel vollzog sich durch eine Kombination aus Beteiligung am Kampf, interner Reflexion und Theoriebildung sowie großen historischen Ereignissen wie der Entstehung der Arbeiter:innenkontrolle in der ungarischen Revolution von 1956. Mit Denker:innen wie CLR James, Raya Dunevskaya, Grace Lee Boggs, James Boggs und Martin Glaberman bot die JFT eine zu jener Zeit einzigartige Kritik an den Gewerkschaften. Ihre Kritik konzentrierte sich auf das Verhältnis zwischen dem autonomen Handeln der Arbeiter:innen im Kampf und der vermittelnden Rolle von Gewerkschaften und Reformist:innen. Neben ihrer Theorie entwickelte die JFT eine Reihe von Schriften, die Geschichten und Erfahrungen von Arbeiter:innen enthielten. Eine Zeit lang gab sie eine Publikation heraus, Facing Reality, in deren Fokus die Geschichten von Arbeiter:innen stehen sollten.[3]
Die JFT hat viele von uns bei Recomposition indirekt geprägt. Die Lektüre der Arbeiter:innengeschichten des JFT-Mitglieds Martin Glaberman,[4] in denen Erfahrungen von Automobilarbeiter:innen mit Erkenntnissen zur Gewerkschaftshierarchie sowie zur Rolle von Revolutionär:innen verschmolzen, war entscheidend für die Entwicklung des Direct Unionism[5] in der IWW. Dieses Konzept des Direct Unionism in den IWW war wiederum von zentraler Bedeutung für den politischen Reifungsprozess derjenigen von uns bei Recomposition. Glaberman las ich zum ersten Mal nach einem Streik, der nach Monaten des Kampfes schlussendlich von den Gewerkschaftshierarchien verraten wurde. Natürlich ist es nicht so, dass die JFT die einzige gewesen wäre, die solche Analysen hatte (andere anarchistische und linkskommunistische Autor:innen, die ich mittlerweile kenne, haben andere Ansätze), aber es waren ihre Schriften, die mir die Augen für eine Welt der Erfahrungen und Kämpfe der Arbeiter:innenklasse öffneten und die meine Sicht auf die Welt und sogar meinen persönlichen Lebensweg für immer verändern sollten. Und diese Erfahrung wiederholt sich immer wieder, wenn sich Arbeiter:innen im Laufe ihrer Kämpfe mit diesen Ideen auseinandersetzen.
Einen noch größeren Einfluss auf das Denken rund um das Geschichtenerzählen und die Literatur hatte Stan Weir. Weir war ein Schriftsteller aus der Arbeiter:innenklasse, den seine Erfahrungen als organisierter Arbeiter auf Schiffen, in Autofabriken, an der Küste und in anderen Industrieberufen in der Mitte des Jahrhunderts radikalisierten. Weirs politisch Reifungsprozess fand zu einer Zeit statt, als Hafenarbeiter wie er in New York mit James Baldwin über Literatur debattierten und per Schiff Intellektuelle der Arbeiter:innenklasse auf der ganzen Welt trafen. Seine Mentor:innen waren IWW-Mitglieder, Veteranen der Seestreiks an der Westküste der 1930er Jahre. Durch sie lernte er die libertären Strömungen der US-Arbeiter:innenbewegung kennen und erlebte die radikalen Traditionen mündlicher Erzählungen der Arbeiter:innenklasse.
Im Gegensatz zu vielen linken Schriftsteller:innen konzentrierte sich Weir auf das Schreiben von Geschichten.[6]
Sein Werk ist zutiefst bewegend und präsentiert nicht nur Theorie, sondern Ideen, die in die Fasern des Lebens der Arbeiter:innenklasse eingewoben sind: Arbeiter:innenliteratur im wahrsten Sinne des Wortes. Weir war ein libertärer Kommunist, der durch seine eigenen Kämpfe und seine gelebte Realität mit dem leninistischen Denken gebrochen hatte. Er gründete einen Verlag, Singlejack Press, benannt nach einem Werkzeug, das Arbeiter:innen dazu bringt, bei der Arbeit zusammenzuarbeiten. Der Verlag förderte, schuf und verbreitete Geschichten von Arbeiter:innen über ihre Arbeit. Die meisten dieser Texte sind heute vergriffen, und wenn wir nicht versuchen, sie wieder einzufangen, werden wir die Lektionen und Erfahrungen, die sie boten, verlieren.
Wie bereits bei Singlejack Press wurde auch in dieser Sammlung keiner der Texte von Profis verfasst. Keine:r von uns ist angestellt, um für den eigenen Lebensunterhalt zu schreiben, und nur wenige der Autor:innen in diesem Buch – falls überhaupt – würden sich als Schriftsteller:innen bezeichnen. Das ist wichtig, weil diese Geschichten ein Spiegelbild von Arbeiter:innen sind, die dagegen ankämpfen, wie unsere Gesellschaft unser Leben einschränkt, und die gleichzeitig darum kämpfen, ein bestimmtes Narrativ zu entwickeln – und das in ihrer Freizeit, neben ihrer eigentlichen Organisierung. Das ist bereits etwas, das leider einzigartig ist, aber auch ein Sieg an sich. Vom Schriftsteller:innentum und Schriften denkt man gemeinhin, dass sie eine Domäne von Spezialist:innen sind, dass sie eine Form sind, in der bestimmte Leute denken. Der marxistische Theoretiker Antonio Gramsci argumentierte hingegen, dass alle Menschen Intellektuelle sind, auch wenn nicht alle diese soziale Rolle einnehmen.
„Auch praktiziert jeder Mensch außerhalb seines unmittelbaren beruflichen Seins, eine Form intellektueller Tätigkeit, denn er ist stets ein ›Philosoph‹, ein Künstler, ein Mensch mit Geschmack, hat Teil an der Weltauffassung, (…) trägt folglich dazu bei, eine Weltauffassung zu stützen oder zu verändern, das heißt, neue Denkweisen hervorzurufen.“[7]
Arbeiter:innen konsumieren nicht passiv die Ideen und Werke in der Welt, so Gramsci. Stattdessen stelle das gesellschaftliche Leben unzählige Formen intellektueller Aktivität in uns allen dar. Diese intellektuelle Aktivität sei natürlich stark von der Gesellschaft geprägt, in der wir leben. Gramsci unterscheidet zwischen „traditionellen Intellektuellen“ und „organischen Intellektuellen“. Traditionelle Intellektuelle sind diejenigen, die die soziale Rolle der intellektuellen Spezialist:innen einnehmen, als Teil des Klassensystems. Traditionelle Intellektuelle haben einer Anstellung bei und sind in institutionelle Organe der intellektuellen Tätigkeit eingebunden, die trotz ihres klassenübergreifenden Charakters (es gibt Intellektuelle unterschiedlicher Herkunft) zur Schaffung und Aufrechterhaltung der Institutionen und der Ideologie der herrschenden Klasse beitragen. Organische Intellektuelle hingegen sind Menschen, die durch ihre Klassenkräfte zu Intellektuellen werden und damit den Prozess und den Kampf im Rahmen von Konflikten widerspiegeln, die ihr Denken zum Teil hervorbringen. Wie Gramsci schrieb:
„[e]ines der bedeutendsten Merkmale jeder Gruppe, die sich auf die Herrschaft hin entwickelt, ist ihr Kampf um die Assimilierung und 'ideologische' Eroberung der traditionellen Intellektuellen, eine Assimilierung und Eroberung, die umso schneller und wirksamer ist, je mehr die gegebene Gruppe gleichzeitig ihre eigenen organischen Intellektuellen heranbildet.“ [8]
Organische Intellektuelle werden oft nicht als Intellektuelle anerkannt, weil sie nicht den Rollen traditioneller Intellektueller entsprechen. Des Weiteren entsteht für organische Intellektuelle, die neu auftauchen, ein enormer Druck, einen Job als traditionelle:r Intellektuelle:r zu suchen.
Das Konzept der organischen Intellektuellen hat gewisse Gemeinsamkeiten mit dem Konzept der Praxis,[9] die wiederum das Produkt aus dem sich entwickelnden Zusammenspiel von Theorie und Aktion ist. Dies ist eine Möglichkeit, wie sich die Narrative von Arbeiter:innen fassen lassen. Der Prozess der Auseinandersetzung mit nicht-professionell schreibenden Arbeiter:innen und Schriftsteller:innen, die in Kämpfen involviert sind, vermittels ihrer Geschichten dient dazu, das soziale Fundament des intellektuellen Lebens der Arbeiter:innenklasse neu zu beleben und es derart zu verwandeln, dass ihm kollektiv erschaffene organische Intellektuelle entspringen. Diese Narrative sollten dann nicht nur ob ihrer Schönheit, Tragik und motivierenden Kraft in unserem Leben betrachtet werden, sondern auch als Spiegelbild von Arbeiter:innen, die sich mit ihrer Welt auseinandersetzen und neue, von der Dominanz des Kapitals und des Staates unabhängige Formen von Gegenmacht schaffen.
Spuren der Arbeit & Recomposition
Der Text ist in drei Abschnitte gegliedert: Widerstand, Zeit und Schlaf. Die Einteilung folgt wiederkehrenden Fäden in den Erzählungen, die sowohl in den Themen der Autor:innen als auch im Arbeitsleben selbst präsent sind. In den Geschichten setzen sich die Autor:innen mit dem Widerstand bei der Lohnarbeit auseinander, warum wir kämpfen und was die Missstände sind. „Widerstand“ berichtet über den Versuch, Probleme bei der Arbeit zu beheben, und über kollektive Lehren, die sich aus diesen Kämpfen ziehen lassen. „Zeit“ befasst sich mit der Welt der Arbeit, mit allem, was sie von uns verlangt und auch wegnimmt. Der letzte Abschnitt, „Schlaf und Träume“, handelt davon, wie die Arbeit in unser Leben eindringt und uns sogar bis in unsere Träume verfolgt.
Recomposition ist ein breit angelegtes Projekt, das sich nicht nur Geschichten wie diese umfasst, sondern auch Inhalte, die in diesem Buch unberücksichtigt bleiben, wie etwa Texte, die konkrete Formen des Organizings vorstellen, oder Analysen darüber, woher das alles kommt. Dieses Buch besteht aus veröffentlichten und unveröffentlichten Einsendungen von Recomposition und ausgeschriebenen Geschichten, etwa aus den Jahren 2009–2011. Der Blog ist ein fortlaufendes Projekt, das auch nach der Veröffentlichung des Buches weitergeführt wird, und es kommen immer wieder neue Themen und Beiträge hinzu. Diskussionen und Einreichungen können über die Website laufen, aber Interessierte werden ermutigt, uns direkt per E-Mail über unsere Adresse recomposition.blog@gmail.com zu kontaktieren.
Juli 2013, Miami, Florida
Anm. d. Ü.: http://recomposition.info. Die Website ist inzwischen nicht mehr erreichbar. Das Archiv kann jedoch bei der antiautoritären Plattform Libcom eingesehen werden. https://libcom.org/blog/recomposition. Einige Autor*innen betreiben ein Folgeprojekt namens Organizing Work: https://organizing.work. ↩︎
Anm. d. Ü.: Staatliche Aufsichtsbehörde für Arbeitsbeziehungen in den USA. ↩︎
CLR James, GC Lee, & C. Castoriadis, Facing Reality (Charles H. Kerr Press, 2006) ↩︎
Martin Glaberman, Punching Out & Other Writings (Charles H. Kerr Press, 2002). ↩︎
Die deutsche Übersetzung der gleichnamigen Broschüre kann bei der IWW im deutschsprachigen Raum heruntergeladen werden: https://www.wobblies.org/portfolio/direct-unionism/ (Anm. d. Ü.) ↩︎
Stan Weir, Singlejack Solidarity (University of Minnesota, 2004). ↩︎
(1531, 71) Gramsci, Antonio: Gefängnishefte. Kritische Gesamtausgabe. Band 1-10, Hamburg 1991-2003. ↩︎
Ebd., Seite 1500. ↩︎
Für weitere Ausarbeitungen der Praxis siehe die Schriften von Paolo Freire wie Die Pädagogik der Unterdrückten oder den Artikel dieses Autors Towards Theory of Political Organization for Our Time unter: https://libcom.org/library/towards-theory-political-organization-our-time-part-i-trajectories-struggle-intermediate. ↩︎