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Kinder und politische Veranstaltungen?
Für die politische Praxis ist die Sorge um Kinder immer wieder eine Herausforderung: Zeitressourcen sind knapp und mensch fragt sich öfter, wie das Plenum oder die politische Aktion mit Kindern vereinbar ist. Politische Veranstaltungen so zu organisieren, dass Menschen mit Kindern (aktiv) dabei sein können, ist ein Anfang, um ihnen einen Raum für politische Praxis zu ermöglichen. Wollen wir eine andere Gesellschaft, müssen wir auch Kinder mitdenken.
1) Eine passende Uhrzeit?
Wenn ihr eine passende Uhrzeit sucht, sprecht mit den Teilnehmenden, wenn ihr könnt:
1) Haben Menschen in Lohnarbeit, mit Kindern, mit Pflegetätigkeiten oder anderen wichtigen Dingen alle unterschiedliche Zeitpläne.
2) Selbst unter Menschen mit Kindern: Allgemeingültige Zeiten sind schwer: Jedes Kind ist anders. Tendenziell könnt ihr aber mitdenken, dass:
- Ab 18:00/18:30 Uhr beginnt potenziell Abendbrot und ins Bett-Geh-Zeit. Das könnte einige Zeit dauern. Kann aber auch ganz anders sein.
- Wochenenden sind oft eine Herausforderung, weil Kids zu Hause sind. Mal eine Veranstaltung geht aber oft (beste Zeit: 9/10 Uhr bis 17 Uhr)
- Viele Eltern teilen sich die Wochentage auf, sodass es feste Tage (und Abende) ohne und mit Kind gibt. Am besten, ihr fragt nach.
Mit Kindern und Lohnarbeit lässt sich also kaum eine perfekte Zeit finden.
(Gerade bei regelmäßigen Treffen bieten sich daher wechselnde Zeitfenster und eventuell Wochentage an: z. B. Dienstag 18–20 Uhr, Freitag 10–12 Uhr oder Samstag 10–12 Uhr.)
→ Es kann zudem immer sein, dass kurzfristig etwas dazwischen kommt. Eine Dokumentation von Veranstaltungen ist daher oft hilfreich.
2) Kinderbetreuung
Abgesehen von der Kita- und Schulzeit sowie der abendlichen Primetime können die Kids aber natürlich auch dabei sein. Was braucht ihr dafür?
- Outdoor: ein Spielplatz in der Nähe ist super: Die kleinen können buddeln, die großen Klettern und Babys herumgetragen werden
- indoor: eine Decke, Stifte, Papier, Schere und Leim, Puzzle, Zeug zum Bauen (z.b. Duplo oder Lego) – mega: ein gemeinsames Projekt (z. B. das Bauen einer Bude aus alten Kartons oder ähnliches. Ein gemeinsames Projekt kann auch kochen oder einkaufen sein.)
- Großartig sind min. zwei Personen (all Gender, da manche Kids auf Cis-Männer mit mehr Distanz reagieren, sind unterschiedliche gender günstig) Wie das so mit Sympathien ist, mag nicht jedes Kind jede Betreuungsperson, Auswahl erhöht die Akzeptanz.
- Versorgt Euch außerdem gut mit Essen oder Snacks (siehe Tipps Essen)
Einige grundsätzliche Hinweise:
Mit Babys und Kleinkindern klappt es ohne die Eltern unterschiedlich gut – oft hilft es, in einem anderen Raum als die Bezugspersonen zu sein.
- mit Babys und Kleinkindern klappt es ohne die Eltern unterschiedlich gut – oft hilft es, in einem anderen Raum als die Bezugspersonen zu sein
- gebt Kindern Orientierung, wie der Tag abläuft: wann gibt es Essen, wann geht ihr raus, wann wechseln vielleicht Betreuungspersonen
- aber auch, wo ist das Klo, was zu trinken und die Bezugspersonen
- gebt auch den Bezugspersonen Orientierung (z. B. eine Telefonnummer und Namen der Betreuungspersonen)
- akzeptiert die Erziehungsmethoden der Eltern und stellt sie nicht infrage
- es gibt immer wieder Kids, die einen ausgeprägten eigenen Kopf haben und/oder in ihrer eigenen Welt sind. Ihr werden schnell merken, wer das ist (auch wenn es manchmal die Ruhigen sind). In dem Fall: lieber öfter schauen, wo sie sind (sonst könnte schnell Panik entstehen).
- Kinder merken ziemlich gut, ob Ihr Bock habt, mit ihnen Zeit zu verbringen, ihnen zuzuhören oder mit ihnen zu spielen (wenn ihr eine Pause braucht, sorgt lieber für Ablösung)
- bietet grundsätzlich Kinderbetreuung an (Barrierearm)
- solltet ihr eine größere Veranstaltung mit Referent*innen usw. planen – bezahlt die Betreuungspersonen genauso wie die Referent*innen (Das ist auch Arbeit!) Falls ihr Anträge stellt, plant auch da diese Posten ein.
- Fragt die Bezugspersonen, nach Alter, Essen, Hobbys und Herausforderungen
- bittet um ausreichend Windeln, Wechselklamotten
- Betreuungsschlüssel: je nach Erfahrung und Alter der Kids: 1:1 ist nicht zwingend nötig, aber 1:4 auch schon anspruchsvoll
→ Achtet auf Grenzen von Kindern und eventuellen Zeichen für ihre Gefährdung (Publikationen hier)
Praktische Hinweise:
1) Tipps, Spielzeug & Co:
- rund um den Spielplatz: Schaufeln und Förmchen, Ball, Springseil
- alles rund ums Basteln: (Bunt)Papier, Schere, Stifte, Leim, Federn usw.
- Alles rund ums Bauen: Holzbausteine, Lego, Duplo usw.
- Alles rund ums Geschichten spielen: Autos, Tiere, Puppen
- alles rund um Rollenspiele: Lustige Dinge zum Verkleiden (Hüte, Brillen, Tücher, Kleider, Hosen)
- Kinderschminke
- alte Kartons zum Bauen von Häusern, Traktoren, Bussen, Schiffen, Höhlen
- Musik/ Hörspiele (gibt es auch politische von Sookee oder dem Gripstheater)
- Tipps Kinderbücher: z. B.: Intersektionale Kinderbuchliste
- Vorlagen zum Ausmalen: https://www.kinder-malvorlagen.com/
- Weitere Beschäftigungsideen: https://www.eltern.de/corona-beschaeftigungsideen
2) Tipps: Essen und Kinder ;-)
Habt stets Knabberkram am Start: Reiswaffeln (mit Honig), Nüsse, Rosinen, Äpfel, aber auch Kekse (gibt auch Kinderkekse ohne Zucker (manchen Eltern ist sowas wichtig), Allergien.
- habt stets Knabberkram am Start: Reiswaffeln (mit Honig), Nüsse, Rosinen, Äpfel, aber auch Kekse (gibt auch Kinderkekse ohne Zucker (manchen Eltern ist sowas wichtig), Allergien
- Wasser (auch mal nachfragen, weil es gern vergessen wird)
- Warmes Essen: Nummer 1: Nudeln (Soße extra), bei allen Sachen: fragen und nicht resignieren, wenn es Ablehnung zum vorbereiteten Essen gibt (zur Not noch ein Brot mit Honig oder Butter ;) essen viele Kinder)
- 11:30/12:00 Uhr beginnt bei einigen Kindern das Mittagstief: Essen und vielleicht sogar eine Ruhezeit mit coolen Büchern
- 14:30/15 Uhr ein kleines Vesper/Nachmittagssnack ist auch mega (je nach Eltern-Stimmung: alle Kinder lieben Eis)
- Packung Feuchttücher für Essensreste oder Kacka unterwegs ist immer gut (und kleine Beutel)
Weiterführende Hinweise:
1) Basic: Spielzeug-Kiste
Um konstant eine gute Arbeit und Betreuung zu gewährleisten und Hindernisse für Kinderbetreuung abzubauen, schafft Euch doch eine Kiste oder einen Bollerwagen mit einer Decke und Spielzeug an. In Infoläden oder offenen Lokalen können politische Gruppen sie bspw. ausleihen.
2) Für Fortgeschrittene: ‚Politische‘ Kinderbetreuung
(benötigt mehr Vorbereitung, mehr Zeit)
Kinder können uns spannende Perspektiven auf die Arbeitsbedingungen ihrer Bezugspersonen, Geschlechterdynamiken oder Rassismus zeigen.
Auch Kinder leben in unserer Gesellschaft und spüren die Folgen von Machtstrukturen, Diskriminierung, Ausbeutung und Ausgrenzung oftmals. Sie können uns spannende Perspektiven auf die Arbeitsbedingungen ihrer Bezugspersonen, Geschlechterdynamiken oder Rassismus zeigen. Je nach Thema können wir mit Kindern ab drei Jahren kurze Gespräche darüber führen und ab sechs Jahren auch konkret daran arbeiten. Die Eltern sollten jedoch zuvor gefragt werden, wie sie das einschätzen und ob sie das möchten. Mit den Konsequenzen (Fragen,Irritation usw.) müssen sie schließlich umgehen.
Mögliche Projekte:
- Bilder zum Thema malen oder basteln und eine Ausstellung machen
- Kinder interviewen Leute der Veranstaltung in der Pause
- Kinderplenum (super zum Üben von Zuhören, gemeinsam entscheiden, Konsens finden)
- eigene Zeitung zum Thema herstellen (eher für Tages- oder Wochenendveranstaltungen)
Literatur:
- Annika Mecklenbrauck / Lukas Böckmann (Hg.): The Mamas and the Papas. Reproduktion, Pop & widerspenstige Verhältnisse, ventil Verlag 2017.
- Almut Birken, Nicola Eschen (Hg.): Links leben mit Kindern. Care Revolution zwischen Anspruch und Wirklichkeit, Unrast Verlag 2020.
- Maya Dolderer: O Mother, Where Art Thou?: (Queer-)Feministische Perspektiven auf Mutterschaft und Mütterlichkeit, Westfälisches Dampfboot 2018.